Robinson by Daniel Defoe

Robinson by Daniel Defoe

Autor:Daniel Defoe
Die sprache: deu
Format: epub


Wenn ich mich inmitten meiner kleinen Familie an meinen Tisch setzte, kam ich mir vor wie ein König mit seinen Untertanen.

Polly, mein Lieblingsdiener, wiegte sich auf einer Bambusstange dicht neben meinem Kopfe, und er allein hatte den Vorzug, mit seinem „hohen Herrn“ zu sprechen. Kleine Familie? Ja! Denn zwei Katzen, die mir eines Tages zugelaufen waren, warteten rechts und links von mir auf einen guten Brocken. Sie hatten mir zwar ihre Herkunft nicht verraten, doch stammten sie ohne Zweifel von jenem katzenähnlichen Geschöpf ab, das ich damals auf einer meiner Kisten angetroffen hatte. Zu meinen Füßen lagerten meist zwei oder drei der zahmen Zicklein, immer auf dem Sprung, sich einen Leckerbissen zu erbetteln. Alle meine Untertanen waren mir treu ergeben und machten mir so viel Freude, daß sie mir über meine Einsamkeit hinweghalfen.

Und doch - was hätte ich für die Gesellschaft eines einzigen Menschen gegeben...

Während der ganzen letzten Zeit hatte ich nur noch selten an mein Kanu gedacht. Jetzt aber kam es mir immer häufiger in den Sinn. Da lag es nun, von Zweigen bedeckt und zu gar nichts nütze, an einer entfernten Bucht meiner Insel. Wie aber sollte ich es zu mir herüberschaffen, ohne ein zweitesmal in Seenot zu geraten?

Ich beschloß, es auf alle Fälle aufzusuchen und nach langer Zeit wieder einmal einen Blick auf die Felsenkette und die gefährliche Strömung zu werfen.

Eines Morgens machte ich mich auf den Weg. Ich wanderte immer an der Küste entlang, wobei mich mein Schirm vor den sengenden Strahlen der Sonne schützte. Ich trug meine hohe Ziegenfellmütze sowie Jacke und Beinkleider aus langhaarigen Bocksfellen. An meinem Gürtel aus getrockneter Ziegenhaut hingen eine Säge und ein kleines Beil. Strümpfe und Schuhe wurden durch eine Art von Gamaschen ersetzt, unförmigen Dingern, die an den Seiten verschnürt waren. Über die eine Schulter hatte ich meine zwei Beutel mit Pulver und Schrot gehängt, während ich über der anderen meine Flinte trug. Meinen Vollbart hatte ich zwar recht und schlecht gestutzt, im Ganzen bot ich aber wohl ein abschreckendes Bild. Und ich muß sagen, daß ich mir selber nicht hätte begegnen mögen...

Endlich erreichte ich die Stelle, an der ich auf meiner mißglückten Bootfahrt gelandet war, und gleich dahinter erhob sich auch die Felsenkette. Doch als ich sie nun überblickte, bemerkte ich zu meinem Erstaunen weder etwas von einer Brandung, noch von Strömungen oder von Strudeln.

Diese Erscheinung konnte ich mir zunächst nicht erklären. Bald aber fand ich heraus, daß sie mit den Gezeiten zusammenhing, also mit dem Wechsel von Ebbe und Flut. Ich brauchte nur einen Zeitpunkt der völligen Ruhe abzuwarten, um die Spitze der Felsenkette ungehindert umfahren zu können.

Trotzdem fand ich nicht den Mut zu einem solchen Unternehmen, denn allzusehr lag mir der ausgestandene Schrecken von damals noch in den Gliedern.

Trotzdem nahm ich mir vor, von nun an regelmäßig nach meinem Kanu zu sehen und es durch sorgfältige Pflege zu erhalten. Vielleicht würde ich es später noch einmal wagen, die Insel damit zu umfahren...

Doch es vergingen viele Jahre, ohne daß ich dazu kam, das Boot zu benutzen. In



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